Gemeinschaft Sant’Egidio erhält Integrationspreis der Stadt Mönchengladbach

Der Integrationspreis der Stadt Mönchengladbach geht in diesem Jahr an die christliche Gemeinschaft Sant’Egidio. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners würdigte auch die weiteren Nominierten für ihre Verdienste in der Integrationsarbeit. (Foto: rimapress)
OB Reiners würdigte bei der Preisverleihung neun weitere Nominierte für ihr Engagement
Der diesjährige Integrationspreis der Stadt Mönchengladbach geht an die christliche Gemeinschaft Sant’Egidio. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners überreichte die Auszeichnung gestern im Rahmen einer Feierstunde im Jugendclubhaus Westend gemeinsam mit der städtischen Integrationsbeauftragten Marion Blinten. Bereits zum 6. Mal würdigt die Stadt Mönchengladbach mit dem Preis Personen und Initiativen, die sich um Integration in der Stadt verdient gemacht haben. Die Jury musste in diesem Jahr den Träger des mit 750 Euro dotierten Preises aus zehn Bewerbungen wählen. Der Preisträger hat in allen Bereichen sowohl bei Innovation und Nachhaltigkeit als auch bei der interkulturellen Begegnung gepunktet. „Sant’Egidio schafft nicht nur Möglichkeiten der interkulturellen Begegnung, sondern lebt diese Freundschaft über nationale Sprach- und Kulturgrenzen hinweg“, so Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bei der Preisverleihung.
Sant‘ Egidio arbeitet seit 1985 in Mönchengladbach und gründete die Regenbogenschule. Diese unterstützt Kinder aller Nationalitäten und Kulturen, die einmal wöchentlich Hilfe bei den Hausaufgaben erhalten, gemeinsam spielen und eine Mahlzeit einnehmen. An die 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, zum Teil geflüchtete Jugendliche, stehen Menschen in schwierigen und benachteiligten Situationen zur Seite. Deutsche und geflüchtete Jugendliche besuchen zudem regelmäßig Menschen im Altenheim und bedienen am „Franziskustisch“ Obdachlose und alte Menschen. „Es ist eine besonders schöne Tatsache, dass viele ehemals Geflüchtete seit vielen Jahren mithelfen und so ein selbstverständliches positives Miteinander erlebbar wird, aber auch Vorurteile abgebaut werden“, so der OB weiter. „Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für eine tolerante Gesellschaft, der durch die Verleihung des Integrationspreises honoriert wird. Dasein für Menschen, gerade für Kinder, aber auch für ältere, arme, kranke und einsame Menschen, das zeichnet Sant’Egidio aus“. Die Gemeinschaft ist eng mit den Geschwistern Manuela und Gabi Brülls verbunden. Inspiriert von Reisen nach Rom, wo sie Sant’Egidio kennenlernten, „importierten“ sie 1985 diese Idee nach Mönchengladbach. „Wir freuen uns riesig über den Integrationspreis der Stadt und fühlen uns in unserer Arbeit bestärkt“, so Gabriela Brülls nach der Preisvergabe. „Wir haben schon früh erkannt, dass es in Mönchengladbach Brennpunkte gibt, wo wir konkret etwas ändern können“.
Ebenso würdigte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners die weiteren Nominierten für ihre Verdienste:
Familienzentrum Waldhausen „Ein Weg ins Leben“
Im Familienzentrum Waldhausen wird den Kindern auf spielerische Art der deutsche Sprachgebrauch nahegebracht. Die Eltern haben zusätzlich die Möglichkeit, an einem individuell zugeschnittenen Sprachförderkurs im Haus teilzunehmen. Auch Hilfen wie Erziehungsberatung, Trauma-Bewältigung, Vermittlung von Sportangeboten, Begleitung bei Behördengängen und Beratung in Alltagsfragen gehören zum Angebot des Familienzentrums. Viele Flüchtlingskinder wurden in die Kita aufgenommen, sind voll integriert und haben schon viele Freunde gefunden. Flüchtlingen, Eltern, Kindern und Mitarbeitern eröffnet die gemeinsame Arbeit viele neue Einsichten und Perspektiven und macht allen viel Freude.
Ralf Reddmann
Der Lehrer der Gesamtschule Espenstraße gründete im November 2017 die Projektgruppe „Nadeschda“ (Hoffnung) mit Schülern der Sekundarstufe I und II. Es handelt sich um ein kulturelles und ehrenamtlich geführtes Projekt, in dem vielfältige Texte und traditionelle Lieder gemeinsam erarbeitet, eingeübt und in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Unter anderem präsentierte die Projektgruppe eine Vernissage zum Thema „Gesichter und Geschichten“ mit anschließender Lesung. Im Zentrum der Veranstaltung stand eine kulturelle Darstellung von jungen Geflüchteten und Migranten, die sich mit dem Thema Fluchterfahrung auseinander setzten. Die Portraits sollten stellvertretend den sonst namenlosen Geflüchteten ein Gesicht geben, während andererseits die Schilderung von Fluchterfahrungen den beschwerlichen Weg der eigenen Flucht etwa aus Syrien nachzeichnete.
Projekt „Gemeinsames Singen im Altenheim Eicken“ des lettischen Chors RAMTAi e.V. und der Bewohner Jeden Sonntag singt der lettische Chor im Altenheim Eicken gemeinsam mit den Bewohner*innen über-wiegend deutsche Lieder. So lernen die rund 25 Letten aus der Umgebung das Kulturgut kennen und verbessern gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse. Das ein oder andere Wort im Mönchengladbacher Platt ist auch dabei. Es werden auch lettische Volkslieder vorgesungen. Die Teilnehmenden feiern darüber hinaus gemeinsam Karneval und Weihnachten, lernen verschiedene Bräuche kennen und freuen sich jeden Sonntag auf das Wiedersehen. Die Begegnung von unterschiedlichen Generationen und Nationalitäten wird von allen Beteiligten als Bereicherung empfunden.
Solidaritäts- und Kulturverein Kobiri e.V.
Der Verein ist um die Unterstützung und Qualifizierung von Menschen mit Fluchthintergrund, Migrations-hintergrund und sozial benachteiligten Menschen bemüht. Darüber hinaus gibt es Angebote zum Kennenlernen im Rahmen von interkulturellen Begegnungen und Projekten. Der Verein stärkt die Mehrsprachigkeit, fördert kulturelle Vielfalt, fordert Respekt und vermittelt Kenntnisse über andere Kulturen. Er bietet den geflüchteten Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund die Gelegenheit, das Leben am Wohnort besser kennenzulernen und gleichzeitig auch etwas von ihrer Kultur einzubringen.
Förderverein BÜZ Römerbrunnen e.V.
Der 2014 gegründete Verein arbeitet eng mit der Flüchtlingshilfe Römerbrunnen zusammen. Sie besteht aus 21 ehrenamtlich tätigen Personen, die verschiedenste Angebote zur Unterstützung von geflüchteten Menschen realisieren. Hierzu gehört z.B. Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Begleitung zu Behörden und Ärzt*innen, Ausflüge, Sprachkurse und vieles mehr. Mit Empathie und Ausdauer verfolgen die Ehrenamtler nach Wahrnehmung spezieller Bedarfslagen neue Ideen und Projekte. Dabei haben sie stets im Blick, dass der Prozess des Ankommens häufig ein langer Weg bis zur gesellschaftlichen Wahrnehmung und Akzeptanz sein kann. Viele Menschen, die bereits seit Jahren in Mönchengladbach leben, profitieren ebenfalls von den „Integrationsbrücken“, die der Römerbrunnen e.V. immer wieder schlägt.
Martina Gehler
Martina Gehler ist bereits seit sechs Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit aktiv, davon drei Jahre in den Flüchtlingsunterkünften vor Ort und zuletzt als ehrenamtliche Koordinatorin der selbst gegründeten Plattform „International Meeting-Point“. Sie befasst sich mit der Planung und Organisation von Projekten, Veranstaltungen und Maßnahmen, die das Gefühl der Zugehörigkeit und das Wir-Gefühl fördern. Es ist ihr wichtig, Dialogplattformen zur Verfügung zu stellen, die die Demokratie stärken und Integration nachhaltig fördern. Schwerpunkt ist die Integration von Kindern und Jugendlichen. Sie betrachtet es als eine Pflicht, mehr zu tun, aktiv Menschen zum Nachdenken zu bringen, sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen, Grundwerte zu leben und zu vermitteln und dazu beizutragen, dass keine Parallelgesellschaft entsteht.
Assia Aakroti
Assia Aakroti setzt sich bereits seit über 30 Jahren in ihrer Freizeit ehrenamtlich für zugewanderte und geflüchtete Menschen ein. Sie ist bei verschiedensten Anliegen behilflich, seien es Übersetzungen, Terminvereinbarungen, Recherche oder Begleitung. Sie befasst sich mit allen Bereichen und Thematiken, in denen Unterstützung benötigt wird. Ihre eigene Migrationserfahrung ermöglicht ihr sich sehr einfühlsam mit den Anliegen und Bedürfnissen der Menschen zu befassen. Sie wurde in Marokko geboren und lebt seit ihrem 19. Lebensjahr in Deutschland. Es ist ihr wichtig, echte gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation anzustoßen und zu ermöglichen.
Gesundheitscenter JuDjuSU Jitsu Karate e.V.
Der Verein engagiert sich im Bereich Integration durch Sport. Sehr intensiv und das bereits seit 2014, werden Flüchtlingsfamilien aus den verschiedenen Flüchtlingsunterkünften in der Stadt betreut. Viele der Mitglieder, Trainer- und Übungsleiter*innen sind aus unterschiedlichsten Herkunftsländern. Durch ein viel-fältiges und – nicht ausschließlich – sportliches Angebot werden Flüchtlingskindern Ängste genommen, Gemeinsame Aktivitäten zum Beispiel von Kindern und Senioren fördern das soziale Miteinander, Respekt, Toleranz und Geduld. Den Kindern und Jugendlichen wird im sportlichen Kontext beigebracht, Probleme zu lösen, Verantwortung zu tragen, Herausforderungen anzunehmen, sich etwas zuzutrauen und Selbstvertrauen aufzubauen. Nicht der Wettkampfsport steht im Vordergrund, sondern der Spaß und die Freude am Miteinander, an Bewegung und Gesundheit.
Mariana Pederiva
Im Rahmen ihrer Arbeit und weit darüber hinaus setzt sich Mariana Pederiva bereits seit 1983 für den kulturellen Dialog zwischen Menschen ein. Zahlreiche Projekte hat sie mit dem Schwerpunkt des kulturellen Austausches zwischen Menschen jeden Alters initiiert und durchgeführt. Ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken sind unter anderem die Einrichtung einer multilingualen Bibliothek für Kinder und Jugendliche und eines Müttercafés, die Ausrichtung und Organisation des jährlichen „Interkulturellen Familienbuffets“ und des Internationalen Neujahrsempfangs der Kulturvereine sowie die Mitarbeit und Unterstützung bei den Veranstaltungen der zahlreichen Kulturvereine im städtischen Jugendclubhaus Westend. Ihre besondere Herangehensweise ist es, den Migrationshintergrund ihres Gegenübers direkt unverblümt und mit großer kultureller und politischer Sachkenntnis zum Thema zu machen. Im Gespräch zeigt sie echtes Interesse und kann über ihre eigene Migrationserfahrung eine persönliche Verbindung aufbauen und als Dolmetscherin zwischen den Kulturen vermitteln.
Pressemitteilung von Mittwoch, 23. Januar 2019 Stadt Mönchengladbach