Zum Jahreswechsel 2017/2018
Von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners
Liebe Mönchengladbacherinnen, liebe Mönchengladbacher,
das Jahr 2017 neigt sich seinem Ende zu, und die Feiertage bieten Gelegenheit, ein wenig innezuhalten, einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate zu werfen und einen Ausblick auf 2018 zu wagen. Für Mönchengladbach war 2017 ein sehr ereignisreiches Jahr, das für eine ganze Reihe positiver und notwendiger Entwicklungen steht, durch die wertvolle Impulse für die Zukunft unserer Stadt gesetzt werden konnten.
Im zurückliegenden Jahr ist vieles vorangekommen, die Stadtentwicklung hat weiter an Dynamik gewonnen, und weil viele Menschen zugezogen sind, hat die Stadt die 270.000 Einwohner-Marke überschritten.
Emotionen und Begeisterung für die Stadt
Es freut mich sehr, dass die Stimmung in Mönchengladbach durchweg gut ist. Das hat nicht nur die Begeisterung der Bevölkerung bei der Teilnahme an der Tour de France gezeigt. Das internationale Sportereignis dieses Jahres, das Mönchengladbach weltweit einen medialen Imagegewinn bescherte, hat bewiesen, dass Mönchengladbach eine Sportstadt mit Herz und ein guter Gastgeber ist. Das wurde auch bei der selbst vom DFB als großartig angesehenen Bewerbung um die Fußball-EM 2024, die wir gemeinsam mit unserer Borussia abgegeben haben, deutlich spürbar. Dank der Mitwirkung zahlreicher Personen, Vereine und Institutionen haben wir eine Bewerbung abgegeben, die leidenschaftlich, emotional und vor allem authentisch war. Sie hat auch überregional überaus hohe Sympathiewerte und Aufmerksamkeit erzielt. Zwar sind wir knapp gescheitert, aber den Rückenwind, den die Bewerbung stadtweit entfacht hat, werden wir nutzen!
Mönchengladbach hat einen Lauf
Unsere Stadt hat einen Lauf und entwickelt vor dem Hintergrund der erfolgreichen Strategie „mg+ Wachsende Stadt“ ein Selbstbewusstsein wie lange nicht. Das bestätigen uns auch die zum Teil internationalen Investoren, die auf Mönchengladbach schauen und in unserer Stadt aktiv werden wollen. City-Ost, Haus Westland und die Roermonder Höfe sind hier nur einige Beispiele. Dabei erfindet sich Mönchengladbach keineswegs neu, sondern arbeitet mit Vehemenz in einer Balance zwischen Tradition und Moderne an einem Weg in die Zukunft, der Lebensraum für alle Generationen bietet. Kurz gesagt: Mönchengladbach sucht nicht den heimlichen Vergleich mit den umliegenden Großstädten, sondern weiß um seine eigenen Stärken und will diese gemeinsam mit den am Ort lebenden und arbeitenden Menschen nutzen. Dazu müssen auch Rat, Verwaltung und die städtischen Tochtergesellschaften im Gleichklang beitragen. Im Schulterschluss lassen sich die vor uns liegenden Herausforderungen meistern.
Mönchengladbach miteinander
Zuversichtlich stimmt mich, wie sehr sich die Mönchengladbacherinnen und Mönchengladbacher für ihre Stadt einsetzen, wenn es darum geht, sie nach vorne zu bringen. Diese Begeisterung und der Wille, gemeinsam für etwas einzustehen, spüre ich erfreulicherweise seit einiger Zeit immer häufiger. Ich wünsche mir sehr, dass sich möglichst viele Menschen diese positive Einstellung teilen, sich im Ehrenamtlichen einbringen und an Gestaltungsprozessen aktiv mitwirken. Nur wenn wir gemeinsam in einem konstruktiven Diskurs unsere Stadt kreativ formen, können wir ihre Zukunftsfähigkeit erhalten.
Bürgerinnen und Bürger im Dialog
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger suchen den Dialog mit der Verwaltung und bringen sich mit wertvollen Ideen und Anregungen in offenen Dialogforen zu wichtigen Themen für die Zukunftsgestaltung unserer Stadt ein. „Nicht meckern, sondern machen“, lautet hier der richtige Ansatz, an der seit einiger Zeit erkennbar dynamischen Entwicklung unserer Stadt mitzuwirken. Dazu zählen vor allem die vielen Bürgerinnen und Bürger, die in unterschiedlichsten Bereichen wertvolle ehrenamtliche Arbeit leisten. Aber auch die vielen Initiativen und Vereine, die entweder ihre Wohnquartiere revitalisieren oder diese mit Leben füllen.
Ob der jetzt vom Rat beschlossene Masterplan Nahmobilität, das vor kurzem gestartete Werkstattverfahren zur Zukunft des Maria-Hilf-Geländes oder der Innenstadt-Dialog Mönchengladbach: die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger an der Gestaltung des Stadtbildes und ihres unmittelbaren Wohnumfeldes ist gut für unsere Stadt.
Rat stellte entscheidende Weichen
Der Rat hat mit weitreichenden und nachhaltigen Entscheidungen im ausklingenden Jahr vieles in Bewegung gesetzt und Weichen gestellt: So beschlossen die – übrigens auch ehrenamtlich tätigen – Ratsmitglieder unter anderem eine familienfreundliche Ausbauplanung für Kindergarteneinrichtungen im nächsten Kindergartenjahr mit sechs Neubauten und drei Dependancen, sie stimmten dem Vergabeverfahren für die City-Ost zu, und sie stimmten für den Rahmenplan Abteiberg, den Nahverkehrsplan und das ÖPNV-Linienkonzept. Ganz besonders freue ich mich, dass unsere Stadt für 2018 mit dem jetzt gefassten Ratsbeschluss erstmals seit 1993 wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann. Und das sogar ohne Steuererhöhungen! Dennoch gilt es, auch in Zukunft, mit Augenmaß den Kurs zu halten, um ab 2021 – so die Vorgabe des Landes – auch aus eigener Kraft den Haushaltsausgleich dauerhaft zu schaffen. Der nun erzielte Haushaltsausgleich ermöglicht uns allerdings mit Blick auf die zukünftige Entwicklung unserer Wachsenden Stadt seit langen Jahren erstmals wieder Spielräume, die zur Gestaltung notwendig sind.
Theater mit Zukunft
Ein wichtiger Standortfaktor für eine Stadt sind die kulturellen Angebote, die von der Vielfalt und Beteiligung einer lebendigen wie kreativen Szene lebt. Sie lebt aber auch von den über die Stadtgrenzen hinaus wirkenden Kultureinrichtungen, wie dem Museum Abteiberg und dem erfolgreichen Gemeinschaftstheater, das wir zusammen mit der Stadt Krefeld in einer gut funktionierenden Partnerschaft unterhalten. Diese bundesweit viel beachtete Theaterehe haben die beiden Räte jetzt mit der Fortsetzung des 2010 ins Leben gerufenen Konzeptes „Theater mit Zukunft“ verlängert und die Finanzierung für die Jahre 2020 bis 2025 sichergestellt. Damit haben Theater und Orchester Planungssicherheit für weitere fünf Jahre erhalten – eine richtige und auch notwendige Investition in die Qualität unserer Stadt!
Vieles in Bewegung
Trotz aller weitreichenden Entscheidungen, die in 2017 getroffen wurden, liegt noch viel Arbeit vor uns, und längst sind nicht alle Vorhaben in „trockenen Tüchern“. Mit Hochdruck arbeitet die Verwaltung an einem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept für Alt-Mönchengladbach, mit dem nach dem Vorbild der Rheydter Innenstadt eine spürbare Belebung und Aufwertung des Innenstadt-Kerns angestrebt wird. Die Mönchengladbacher Innenstadt einschließlich Altstadt und angrenzender Wohnquartiere soll sowohl in städtebaulicher als auch sozioökonomischer Hinsicht zu einem attraktiven Lebens-, Freizeit- und Erholungsraum qualifiziert werden. Ein Quartiersmanagement, die Neugestaltung des Hans-Jonas- und des Geroparks sowie die Sanierung und möglichst auch Erweiterung der Zentralbibliothek, der Kapuzinerplatz mit der geplanten Markthalle und der Adenauerplatz mit dem angrenzenden Croonsquartier: Das sind Projekte, die in den kommenden Jahren mit Fördermitteln aus EU, Bund und Land angepackt werden sollen. Dabei hat die Stadt in ihrer Gesamtentwicklung nicht nur die Innenstadt im Blick, sondern auch immer die Stadtteile, die uns ebenso wichtig sind. So arbeitet die Verwaltung aktuell gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern an einem Entwurf zur Neugestaltung des Mühlentorplatzes in Rheindahlen, und mit dem Integrierten Stadtteil- und Quartierskonzept, das aktuell im Dialog mit den Aktiven vor Ort erarbeitet wird, soll das Leben in den 44 Stadtteilen gestärkt werden.
Mönchengladbach wächst
Weitere bauliche Veränderungen, die man auch als notwendige „Stadtreparatur“ bezeichnen kann, sind für 2018 in Vorbereitung: So auf dem Gelände von Haus Westland, wo in den nächsten Jahren ein neues Quartier für Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Einkaufen und Gastronomie im Sinne eines neuen Eingangstores zur Stadt entsteht. In diesem Zusammenhang soll auch der Europaplatz vor dem Hauptbahnhof neu gestaltet werden. Auf der Agenda stehen auch die Entwicklung des ehemaligen Reme-Geländes zu einem attraktiven Wohngebiet mit 300 Einheiten und die City-Ost, auf der unter anderem ein neues Wohnquartier am See geplant ist. Insgesamt etwa 2.000 Wohneinheiten für 5.000 Menschen sollen laut Prognose dank neuer Entwicklungsflächen in den nächsten fünf Jahren entstehen. Dazu gehören das Areal Maria Hilf und die City-Ost in bester Innenstadtlage. Wie die City-Ost geht auch das Masterplan-Projekt „Gladbachtal“ mit dem Baustein Geroweiher im kommenden Jahr planerisch an den Start. Hier soll an exponierter Lage mit Panoramablick auf den Abteiberg ein lebendiges innerstädtisches Erholungsgebiet entstehen.
Aktuell befinden sich mehr als 1.600 zusätzliche Wohneinheiten in der Vermarktung und Umsetzung, weitere 570 lassen sich in den kommenden zwei Jahren realisieren. Unser Ziel ist es, im Sinne der Wachsenden Stadt die am Ort lebenden und arbeitenden Menschen zu halten und zusätzliche Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen. Damit einher geht auch der Ausbau der Infrastruktur: Mobilität, Digitalisierung, Kindergärten und Schulen. So investiert die Stadt neben den Investitionen der Hochbauverwaltung in Millionenhöhe beispielsweise aus dem Förderprogramm des Landes „Gute Schule“, in den nächsten vier Jahren insgesamt 36 Millionen Euro. Weitere 24 Millionen Euro werden erwartet. Das für die Bildung angelegte Geld, unter anderem in die IT-Ausstattung, ist gute Investition.
Mehr Mobilität
In der Strategie „mg+ Wachsende Stadt“ spielt das Thema Mobilität, das unmittelbar mit dem wichtigen Aspekt des Umwelt- und Klimaschutzes verzahnt ist, eine zunehmende Rolle. Car-Sharing, E-Mobilität, eine intelligente Verknüpfung des Individualverkehrs mit dem ÖPNV sowie mit Rad- und Fußverkehren sind nur einige Stichworte, die in einem strategischen Mobilitätskonzept im Fokus stehen, welches derzeit von der Stadt erarbeitet wird. Die Anfang des Jahres eröffnete neue Radstation am Mönchengladbacher Hauptbahnhof, der Anschluss an das überregionale Knotenpunkt-Netz für den Radverkehr, die Einrichtung einer schnellen Radwegeverbindung – die „Blaue Route“ – zwischen Mönchengladbach und Rheydt und der Beschluss des Rates für die Errichtung eines Radschnellweges Richtung Krefeld sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Insgesamt muss es gelingen, attraktive Angebote für alle Verkehrsteilnehmer anzubieten, um den Standort gerade auch in dieser Hinsicht zu stärken.
Regionale Kooperationen
Mit der Theaterfusion werden Ressourcen gebündelt und Synergien erzielt. Ähnliches erwarten wir von der Zusammenarbeit mit den von den Folgen des Tagebaus betroffenen Gemeinden Erkelenz, Titz und Jüchen in einem Zweckverband, der Anfang Januar in dieser Organisationsform startet. Gemeinsam mit den Nachbarkommunen widmen wir uns mit etwa 20-jähriger Vorlaufzeit frühzeitig dem zukünftigen Umgang mit dem Restloch, das durch den Braunkohletagebau im Gebiet Garzweiler entsteht. Ebenso nehmen wir am Prozess der Bildung der Metropolregion Rheinland teil, die die Gesamtregion international präsentieren wird, und in der Euregio Rhein-Maas-Nord setzen wir uns gemeinsam mit unseren niederländischen Nachbarn als Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen aller 29 Mitglieder dafür ein, einen europäischen Integrationsprozess spürbar und erlebbar zu machen.
Digitalmarkt – neue Gründerzeit
Vor mehr als 100 Jahren legten Unternehmenspersönlichkeiten wie der Rheydter Hugo Junkers den Grundstein für eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, die unsere Stadt in ihre stärkste Blütezeit führte. Heute bereitet die digitale Entwicklung den Nährboden für eine neue Gründerzeit. Hier schafft die Stadt in der Bereitstellung der Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung, indem sie den Ausbau der Breitbandtechnologie vorantreibt und die Digitalisierung am Wirtschaftsstandort als eine Kernaufgabe zur Zukunftssicherung der Stadt versteht. Die städtische Wirtschaftsförderung unterstützt die Aktivitäten rund um die digitale Transformation, die auch durch den Verein next_MG vorangetrieben wird, um die Stadt für junge Start-ups und Gründer attraktiver zu machen. Denn eins steht fest: Wir müssen die Stadt stärker auf die digitale Zukunft ausrichten.
Neues digitales Rathaus der Zukunft
Auch die Verwaltung stellt sich den neuen Herausforderungen: Das Thema Digitalisierung spielt im Zusammenhang mit der Strategie „mg+ Wachsende Stadt“ in der aktuellen Planungsvorbereitung für eine moderne Verwaltung eine wesentliche Rolle. Unser Ziel ist es, zukünftig möglichst viele Dienstleistungen der Stadtverwaltung online abwickeln zu können und dadurch den Service spürbar zu verbessern. Wirtschaftliche Vorteile verspricht sich die Stadt auch von den Überlegungen, zahlreiche zum Teil marode und in der Unterhaltung kostenintensive Verwaltungsgebäude aufzugeben und an einem zentralen Verwaltungsstandort Rheydt zusammenzulegen. Ein immenser Sanierungsstau an städtischen Verwaltungsbauten von etwa 70 Millionen Euro spricht für diesen Schritt. So laufen derzeit eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und die Vorbereitungen für den komplexen Planungsprozess an, der ein modernes, bürgerfreundliches Rathaus der Zukunft mit Dienstleistungen unter einem Dach und modernen Arbeitswelten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorsieht.
Ausländerfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz
Bei aller Freude über die spürbare Dynamik in unserer Stadt, die insbesondere für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt wichtig ist, dürfen wir die sozialen Probleme und die daraus resultierenden hohen Sozialausgaben nicht aus dem Blick verlieren. Jedem ein Dach über dem Kopf zu bieten, ist nicht mehr als menschlich. Es kann und darf aber nur der Anfang sein. Alle Menschen, die über einen längeren Zeitraum bei uns leben, müssen in die Lage versetzt werden, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Die Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit, vor allem durch die Qualifikation und Ausbildung junger Menschen hat für mich oberste Priorität. Perspektivlosigkeit gerade junger Menschen darf uns nicht gleichgültig sein. Wir müssen die jungen Menschen mitnehmen. Das gilt auch für die Integration von Flüchtlingen, die bei uns leben. Nur wenn die Integration hier vor Ort gelingt, können auch wir als Stadt davon profitieren. Ich bin froh, dass sich viele freiwillige Helfer in diesem Bereich engagieren. Diese Bereitschaft zeigt deutlich, dass Rassismus, Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit bei uns keinen Platz haben.
In diesen Tagen gilt mein besonderer Dank den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in unserer Stadt, die nicht im Kreise von Familie und Freunden Weihnachten feiern, sondern ihre Zeit und Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit stellen, bei der Polizei, der Feuerwehr, im Rettungsdienst, in den Krankenhäusern und in sozialen Einrichtungen. Den Jahreswechsel möchte ich auch zum Anlass nehmen, um allen zu danken, die daran mitgewirkt haben, Mönchengladbach lebens- und vor allem liebenswert zu machen.
Kommune heißt Gemeinschaft
Mein Dank gilt besonders den Bürgerinnen und Bürgern, die sich auf karitativem, sportlichem und kulturellem Gebiet in Kirchen, Vereinen, Verbänden, Institutionen und Initiativem beruflich oder ehrenamtlich engagiert haben. Nicht zuletzt danke ich den Mitgliedern des Rates für die gute Zusammenarbeit und für ihr ehrenamtliches Engagement, sich für unsere Stadt einzusetzen. Kommune heißt Gemeinschaft. Sie funktioniert am besten, wenn sich viele daran beteiligen, ihre Stadt attraktiv zu gestalten, lebens- und liebenswert zu machen.
Ich wünsche Ihnen ein besinnliches, friedvolles und geruhsames Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2018, auf das ich mich freue.
Ihr
Oberbürgermeister
Hans Wilhelm Reiners